Eine Komplettkabine anfertigen lassen oder den Ausbau selbst übernehmen ist nicht nur eine Frage des Budgets. Technisches Verständnis, handwerkliches Geschick, Planungssicherheit und ausreichend Zeit sind unabdingbar, möchte man selbst Hand anlegen. Andererseits sollte man all das mitbringen, will man sich auf Weltreise begeben. Ein ganz wichtiger Punkt, sich für Selbstausbau zu entscheiden, ist: Hat man alles selbst eingebaut, weiß man im Reparaturfall, wo etwas ist und wie man den Schaden behebt. 

Genauso individuell wie die Fahrzeugwahl ist auch die Kabinengröße. Wie viel Zeit im Jahr verbringt man in seinem Wohnmobil, wie viel Komfort braucht man und wie wenig kann man verkraften? Welchen Einsatzzweck hat der Truck und wo liegt das Budgetlimit?

 Entscheidend für uns war, die Geländegängigkeit des Unimog nicht einzuschränken. Wir begrenzten die Kabinenaußenmaße auf 2,25 m Breite und 3,50 m Länge. Dadurch entstand kaum Überhang und wir konnten uns einen teuren "Expeditionsbürzel" sparen. Unser Mindestkomfortanspruch erforderte Stehhöhe und ein abgeschlos- senes Badezimmer mit Dusche und Toilette. Bewusst verzichteten wir auf einen Durchstieg zur Fahrerkabine. Beim Unimog gerät der aufgrund des Höhenunterschieds zur Notfall-Hundeklappe, stielt Platz im Innenraum, ist teuer, eine Kältebrücke und dauerhaft nur schwer abzudichten. Ob der Sicherheitsaspekt, der dafür gesprochen hätte, eine Rolle spielt, wird sich im Lauf der Reise erweisen.
 Das Grundgerüst aus Holzleisten für den Möbeleinbau wurde mit hochwirksamem Klebstoff und Schrauben befestigt. Erst danach bekam der Innenraum einen Anstrich. Zu Lasten des Stauraums aber zu Gunsten der freieren Optik entschieden wir uns statt für Hoch- schränke für eine ausgedehnte Arbeitsplatte in der Küche und Oberschränke. Ein festes Doppelbett, so der ursprüngliche Plan, ließ sich bei den geringen Kabinenmaßen schwer verwirklichen. Wir beschränkten uns auf ein festes Bett, das zusammen mit der umgebauten Sitzecke ein Doppelbett ergibt.
 In den vorderen Stauraum bauten wir einen 250 l Frischwassertank mit zwei Serviceluken ein. Damit das Wasser auch bei Minustemperaturen nicht einfriert, kann der Stauraum optional beheizt werden. Der 80 l Abwassertank befindet sich aus Platzgründen außerhalb der Kabine.
 Zur Trinkwasseraufbereitung installierten wir das umweltfreundliche  2B Sure System. Die seit Jahren in Berufsschifffahrt und Industrie eingesetzte elektrolytische Trinkwasserdesinfektion kommt ohne Chemikalien mit minimalem Stromverbrauch aus. Nach Bedarf fließt auf Knopfdruck Gleichstrom zwischen zwei Elektroden im Tank. Von Natur aus im Wasser vorhandene Salze werden in oxidierende und desinfizierende Stoffe umgewandelt und zerfallen anschließend wieder zu Salzen. Wasser, Tank und Leitungen werden von Bakte- rien, Viren, Schimmel und Algen frei gehalten.
 Die Dieselheizung fungiert gleichzeitig als Warmwasserboiler. Hat man vor, auch in höhere Lagen zu fahren, muss man sich eine zweite Dieselpumpe zulegen, die auf die entsprechenden Höhenverhältnisse ausgelegt ist. Unsere Standardpumpe geht bis 1500 Höhenmeter, die Zusatzpumpe soll bis 2750 m üNN funktionieren. Hoffen wir, dass sie uns auch in noch größeren Höhen nicht im Stich lässt. Einen separaten Heizungstank bauten wir in den Innenraum, damit uns der Diesel auch bei sehr niedrigen Temperaturen nicht versulzt und die Heizung nicht im ungünstigsten Moment versagt.
 Das Energiekonzept baut auf mehreren Säulen auf: Zwei 160 Ah AGM Batterien und ein entsprechendes Ladegerät bilden die Grundlage. Ein Batterie-zu-Batterie-Ladegerät sichert die Stromversorgung während der Fahrt. Umweltfreundliche Energie liefert das Solarmodul auf dem Dach. Landstromanschlüsse für 220 V und 110 V sowie ein Generator für Notfälle ergänzen das System. Wenn nötig, liefert ein 1000/2000 W Spannungswandler 220 V Wechselstrom.
 Zwischendurch bemächtigte sich das Chaos unserer Bemühungen und Verzweiflung breitete sich aus. Doch dann...
 Die Möbel in Leichtbauweise ließen wir von einem Möbeltischler fertigen. Seine Erfahrung und professionellen Gerätschaften stellten sicher, dass Optik und Passform über "Marke Eigenbau" hinausgehen.
Der Backofenschrank wurde mit Hitzeschutzfolie ausgekleidet und erhielt einen Kamin nach außen, um die Wärme abzuführen. Wir sind das eintönige Weißbrotessen im Ausland leid und gewöhnten uns schon vor Jahren an, unser Brot selbst zu backen.
 Der Gasschrank muss von außen zugänglich, belüftet und zum Innenraum hin völlig abgedichtet sein. Damit keine Kältebrücke im Innenraum entstand, verkleideten wir die Kammer mit 10 mm Isolationsmatte.
 Dicke Heizungsschläuche schlängeln sich unter den Schränken durch. Lüftungsaustritte führen nicht nur in die Kabine und das Bad. Bei Bedarf können wir den vorderen Stauraum beheizen, damit der Frischwassertank bei strengen Minusgraden nicht einfriert.
 Für die vorgeschriebenen regelmäßigen Arbeitspausen sorgen die beiden Mitarbeiterinnen Anka und Cora der Arbeitsaufsichtsbehörde. Diese hat ihren Sitz direkt in der Scheune, die uns zum Ausbau zur Verfügung gestellt worden ist.
 
Das Werk ist vollendet. Mehrere Jahre Leben auf nicht mal sieben-einhalb Quadratmetern - ist das möglich? Eine großzügige Sitzgrup- pe, bestehend aus einem festen Bett und zwei Sitzen mit schienen-gelagertem Klapptisch lässt auch Platz für Gäste in der Kabine. Ein Bücherregal nimmt Reiseführer, Kartenmaterial und Belletristik auf.
 Wird der Klapptisch abgesenkt, die zweite Matratze darüber gelegt und die Sitzpolster verstaut, entsteht eine Liegefläche von 1,40 m x 2 m. Kuschelig, aber trotzdem ausreichend für zwei große Menschen. Außer im Bad werden aus Energieeffizienzgründen ausschließlich LED Lampen zum Einsatz gebracht.
 Der Kleiderschrank an der Badwand nutzt den Raum optimal. Trotz Spüle und 3-Flammen-Gaskocher bleibt eine großzügige Arbeits-fläche.
 Ein Backofen, zahlreiche Schubladen und ein geräumiger Kühl- schrank dürfen nicht fehlen. Ein Fenster im Küchenbereich sorgt für Belüftung, am Control Panel können alle wichtigen Vorgänge im Fahrzeug überwacht werden.
 Dem Badezimmer wurde so viel Raum gewährt, dass eine abteilba- re Duschkabine, eine drehbare Toilette mit Wasserspülung und ein Eckwaschbecken Platz fanden. Der Spiegelschrank mit energiespa-render Leuchtstoffröhre und viele Haken bringen Staumöglichkeiten. Auch hier sorgt ein großes Fenster für ausreichende Luftzirkulation.

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